Meine Geschichte
Senioren und Seniorinnen haben viel in ihrem Leben erlebt. Einige lassen uns dankenswerterweise an ihren Erinnerungen teilhaben. Sie berichten, wo und wie sie Kraft schöpfen konnten.
Hinweis:
Diese Seite wird sich im Laufe der Zeit immer mehr mit Leben und Geschichten füllen.
Komme!
Es war im August 1949. Mein Vater war noch in russicher Gefangenschaft. Meine Mutter, meine Schwester und ich besuchten meine Oma. Das erste, als wir bei ihr ankamen, war, dass sie fragte, ob wir Post von meinem Vater hätten. Aber leider war dies nicht der Fall. Da erzählte meine Tante, die Schwester meines Vaters, sie hätte geträumt, dass sie viermal hintereinander ein Telegramm von unserem Vater bekommen hätte, auf dem nur stand: "Komme!"
Meine Mutter sagte: "Ach, an Tröume glaube ich nicht. Ich bin schon so oft enttäuscht worden." Da sagte meine Oma: "Joseph hat es von den sieben mageren und den sieben fetten Kühen geträumt und es bedeutete sieben magere und sieben fette Jahre. So können die vier Telegramme auch vier Tage bedeuten."
Mutter sagte nur noch: "Das wäre zu schön, dann müsste er also am Donnerstag kommen. Wenn es aber vier Jahre bedeuten würde?"
Am Donnerstag gegen Abend saßen wir in der Küche und putzten Bohnen. Traurig sagte meine Mutter: "Nun ist auch dieser Tag bald wieder zu Ende und wir haben nicht mal eine Karte bekommen.
Bald darauf läutete die Hausglocke und ich hörte, wie mein Vetter sagte: "Du sollst schnell ans Telefon kommen!" Es war mein Vater, der vom Entlassungslager in Ulm aus angerufen hatte und seine Heimkehr mitteilte. Am 6. August 1949 kam er dann bei uns an.
Dorothea Bühler
Mein ganzes Leben war geprägt von der Liebe zur Musik
Klavier habe ich mir selber beigebracht und dann ging ich aufs Konservatorium.
Später wollte ich lieber Geige lernen, weil ich in einem Orchester mit Anderen zusammen spielen wollte. Ich wollte nicht immer alleine spielen. Im Orchester haben wir barocke und klassische Musik gespielt. Wir waren auch im Ausland, in Russland und ganz oft in Frankreich.
Ich habe die Musik leider nicht beruflich gemacht, sondern habe den Beruf der Zahntechnikerin erlernt.
Das Musizieren im Orchester tat mir gut. Alleine sitze ich gern am Klavier. Das berührt meine Seele.
Das Orgelspiel habe ich erst spät gelernt:
Da war während einer Gartenschau eine Andacht in einer Kapelle. Ich bin die Treppenstufen hochgegangen, um die Organisten zu hören. Und plötzlich hör ich mich sagen: „Eigentlich wollte ich immer gern Orgel spielen.“ Und so habe ich auch das Orgelspielen gelernt. Besonders mochte ich auch die Soli auf den Fußpedalen.
Ich war Organistin im Wetzlarer Raum. Ich bin eigentlich evangelisch-lutherisch, aber habe lieber in katholischen Gottesdiensten gespielt.
Jetzt im Alter kann ich leider nicht mehr im Orchester spielen. Ich bin aber froh und dankbar, dass ich zu Hause noch Klavier spielen kann. Auf meinem Klavier kann ich einstellen, dass es wie eine Orgel klingt. Besonders liebe ich Weihnachtslieder. Die gehen mir durch mein ganzes Sein. Mein Lieblingslied ist "Ich steh an Deiner Krippe hier", gedichtet von Paul Gerhardt und komponiert von Johann Sebastian Bach.
Die Musik hat mich immer getröstet. Mein ganzes Leben war geprägt von der Liebe zur Musik.
Und auch in der Natur, in der ich gerne alleine unterwegs bin, spüre ich Gottes Nähe.
Edith Skala (84 Jahre)